Mitbringsel. Gedichte

Walle Sayer

121 Seiten
Hardcover
Erscheinungstermin: September 2019
ISBN 978-3-7496-1011-2
20 Euro

Leseprobe (PDF)

Der Punkt, der Ton, der Augenblick, die Wendung, der Gedankensprung, die Erinnerungssplitter, das Detail, der Dingschimmer, dies scheinbar Zusammenhanglose, mit dem die Poesie beginnt: Walle Sayer schreibt Gedichte, die innehalten, das Gesehene meditieren, aus sich heraus leuchten, durchsichtig sein wollen.

Wie wenige, heißt es über ihn, beherrscht er, was Paul Klee von der Kunst generell forderte: nicht das Sichtbare wiederzugeben, sondern sichtbar zu machen. »Literatur, insbesondere das Gedicht, markiert für mich den Schnittpunkt zwischen einem Ich und der Welt, zwischen dem Vergänglichen und dem Bleibenden, dem Flüchtigschönen und der Zeit. Eigentlich suche ich beim Schreiben immer nach dem poetischen Augenblick, in dem alles aufgehoben scheint, oder nach dem poetischen Kern, um den sich ein Erzählkreis ziehen lässt. Als Autor möchte ich das Besondere am Alltäglichen, das eminent Unwichtige entdecken, Gewesenes so wahrnehmen, als sähe ich es immer wieder zum ersten Mal. Das Alltägliche, das Unscheinbare, das Unauffällige hat für mich etwas Eindrücklicheres, Prägnanteres, Existenzielleres – vielleicht weil es die Vorstufe des Verschwindens ist.« Walle Sayer

Ein handgeschriebenes Gedicht

Stattdessen, vielleicht oder einfachmit dem Staubwedel die Möbel dirigieren,
in die Wirkungspause der Redner hineinhusten,
auf gerader Strecke einen Leichenwagen überholen,
das Hermetische mit dem Sakristeischlüssel öffnen,
zur Luftschloßruine hinterm Wolkengetüm hindeuten,
dem Schneefall zuhören, dem Laudator des Weiß.

Medienecho

Sedimente des Alltags – Von André Hatting, DLF Kultur Lesart, 16.12.2019

Buch der Woche

Erinnerungen verdichten sich zu plastischem Lebenslauf – Schwarzwälder Bote, 17.11.2019

Konzentriert aufs Nötigste entstehen klare Bilder – Schwarzwälder Bote, 07.10.2019

»Die Wege der Lyrik kreuzen sich in der Regel nicht allzu oft mit den eigenen. Die Poesie nimmt in der Netflix-Gesellschaft keinen großen Raum mehr ein. Horbs wichtigster, zeitgenössischer Dichter, Walle Sayer, hat bei der Premieren-Lesung seines neuen Bandes „Mitbringsel“ gezeigt, dass es sich lohnt, den Raum für Gedichte wieder größer zu machen.« – Neckar-Chronik / Südwest Presse, 05.10.2019 (PayWall)

Mit dem Ohr ganz nah an der Stille – Schwarzwälder Bote, 30.09.2019

Walle Sayer

1960 geboren in Bierlingen. Lyriker und Erzähler. Lebt mit seiner Familie in Horb. Seit seinem gerühmten Band »Kohlrabenweißes« (1995) erschienen alle seine Bücher bei Klöpfer & Meyer.

Walle Sayer erhielt zahlreiche und namhafte Stipendien und Auszeichnungen: u.a. 1994 den Thaddäus-Troll-Preis, 1997 den Förderpreis zum Hölderlinpreis der Stadt Bad Homburg, 1997 den Berthold-Auerbach-Preis, 1999 den Förderpreis der Hermann-Lenz-Stiftung. 2003 folgte das Amsterdam-Stipendium der Stiftung Kulturaustausch-Niederlande/Deutschland, 2005 die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg, 2006 das Aufenthaltsstipendium des Landes Schleswig-Holstein im Kloster Cismar, 2009 der Ludwig-Uhland-Förderpreis.

Für seine präzise und wahrhaftige Dichtung wurde ihm der Basler Lyrikpreis 2017 zuerkannt. Für unveröffentlichte Gedichte, die nun in seinem Band »Mitbringsel« stehen, erhielt Walle Sayer den Gerlinger Lyrikpreis.

Walle Sayer ist Mitglied im P.E.N.

»Dieser im Schwäbischen beheimatete, katzenleise daherkommende Menschenfreund hat sich im Ländlichen zu einem Meister des Minutiösen gemausert. Querweltein gratwandernd zwischen Verrinnen und Entrinnen und noch dem Kleinsten zugewandt, erkennt er in ihm die Wunder alles Lebendigen: Feinheiten, die uns fortan freuen, wenn Pfützen den Himmel anhimmeln, Schnecke und Zeit einander bändigen, wir wieder um ein Ja und ein Nein gealtert sind.« Richard Pietraß, Berlin, 2008

© Foto: Burkhard Riegels-Winsauer

Der Autor ist zu Lesungen gerne bereit.

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